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1997–2007: 10 Jahre
Artemis Generationentheater

Anmerkungen zu einem Jubiläum.

Runde Geburtstage bieten sich an Luft zu schöpfen und inne zu halten, Resümee zu ziehen und Visionen für die Zukunft zu entwickeln.

Harte Fakten stecken den Rahmen von runden Geburtstagen ab und eignen sich daher als Einstieg: Am 18. Juli 1997 wurde das Artemis Ge­ne­ra­tio­nen­theater als gemeinnütziger Verein in Klagenfurt gegründet. Seither schuf, produzierte, kuratierte und organisierte das Artemis Generationentheater 3 Tanztheater, 7 Theaterstücke, 3 Videos, 2 DVDs, 3 Lesungen, 2 Ausstellungen, 1 Symposion sowie 19 Tanz- und Schau­spiel­work­shops. Etwa 7000 Menschen waren vor oder hinter der Bühne in die Aktivitäten des Artemis Generationentheaters involviert. Das mediale Echo ging weit über diesen Personenkreis hinaus.

Doch, wofür steht das Artemis Generationentheater? Der Wunsch, Alter und Altern in seinen kulturellen Ausprägungen theatral auszuloten, zieht sich als roter Faden durch alle 10 Jahre. Während in den Anfängen Schauspiel und Sprechtheater im Vordergrund standen, verlagerte sich dieser Schwerpunkt ab der Jahrtausendwende auf Tanz. Das Tanztheater »Out of Memory« (2001), welches die Grauen des Holocaust thematisierte, verzichtete erstmals bewusst auf Sprache. Das Konzept ging auf. Die älteren Tänzerinnen waren überrascht von ihren Körpern als gesellschaftliche Sprachrohre und drängten auf Fortsetzung dieses Experiments. Inzwischen wurden mit dem 11-köpfigen Ensemble zwei weitere, inhaltlich und formal unterschiedliche Tanz­thea­ter-Pro­duk­tio­nen mit großem Erfolg getanzt: »Berühren verboten, lebensgefährlich« (2004) und »Die Nacht geht fremd vorbei« (2006). Das Tanzensemble von älteren Frauen wird über die Landesgrenzen hinaus als Rohdiamant gehandelt, mit dem Choreografinnen gerne arbeiten, da es ihnen selbst neue Horizonte eröffnet. Die Choreografinnen bringen ihre handwerkliche und künstlerische Professionalität ein und schätzen die älteren Frauen mit ihren gezeichneten Körpern voller Leidenschaft und beeindruckender Bühnenpräsenz. Parallel zu den Tanz­theater-Pro­duk­tionen organisierte das Artemis Generationentheater Tanzworkshops für Frauen 50+. Über die Jahre formierte sich so eine engagierte Tanz-Community und ein interessiertes Stammpublikum.

Trotz der starken Ausrichtung auf die ältere Generation verlor das Artemis Generationentheater junge Menschen nie aus den Augen. Mit der Theaterproduktion »kids« (1998) von elfjährigen Jugendlichen, mit den Schulvorstellungen und Publikumsdiskussionen von »Die Talisfrau« (1998), mit der interaktiven Ausstellungsvermittlung für Schulklassen in den Ausstellungen »Falten« (2000) und »Wege nach Ravensbrück« (2001) agierte das Artemis Generationentheater kontinuierlich als Katalysator zwischen Generationen. Seit 2004 konzipiert es jährlich ein Jugendprojekt mit schulischen und außerschulischen Institutionen. Die Jugendprojekte sind inhaltlich immer an die aktuelle Tanz- oder Theater­produktion gekoppelt und führten die Jugendlichen gleicher­maßen in die Welt der älteren Generation und in die Welt des Theaters ein.

Zeitgleich mit der Tanzschiene begann das Artemis Generationentheater ein zweites Feld in Pionierarbeit zu beackern: Theater für Menschen in Alten- und Pflegeheimen. Nicht ältere, weibliche Laien sondern Schauspielerinnen und Schauspieler sollten dabei in flexiblen, mobilen Produktionen auf der Bühne stehen. Das Theaterstück »Königin mit Rädern untendran« (2002/03) eröffnete diese Forschungsreise. Als Ein-Frau-Stück extra für hochaltrige Menschen konzipiert, tourte das Stück durch Kärntner Alten- und Pflegeheime und wurde wissenschaftlich untersucht: Ort der Aufführung, Beginnzeit, Länge, Inhalt, Inszenierung, Interaktionsangebote für das Publikum und pädagogisches Begleit­material für das Personal wurden auf seine Tauglichkeit getestet. Die Ergebnisse bestätigten überwiegend die Vorannahmen zum Stück. Die Studie dient inzwischen Menschen mit ähnlichen Ambitionen als wertvolle einführende Lektüre. Nach dem Zwei-Personen-Stück »Die Hochzeit des Figaro« (2005/2006) stand 2007 als dritte Produktion für Alten- und Pflegeheime »Lichter der Kleinstadt« auf dem Programm. »Lichter der Kleinstadt« feierte am 27. September im Klagenfurter Hülgerthpark seine Uraufführung und tourte danach durch die Kärntner Heimlandschaft.