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Der emanzipatorische Ansatz des Seniorentheaters

Ingrid Türk-Chlapek

Der Verein Artemis Generationentheater ist eine soziokulturelle Initiative. Eine Initiative, die Altenkultur pflegt, also Kulturarbeit von und mit älteren Menschen. Innerhalb des breiten Spektrums von Altenkultur liegt der Schwerpunkt von Artemis Generationentheater auf der Theaterarbeit von und mit Älteren. Einleitend möchte ich die Position von Artemis Generationentheater innerhalb der Gattung des Seniorentheaters und Seniorinnentheaters abstecken.

Seit das SeniorInnentheater stetig boomt, boomen auch die Begriffe rund um diese Theaterform. Im Fachjargon wird mittlerweile von Altentheater, Generationentheater, Intergenerationellem Theater, Intragenerationellem Theater, Erinnerungstheater, reminiscence theater, Laientheater, Zielgruppentheater u. a. m. gesprochen. Diese Fülle an Bezeichnungen spiegelt den gegenwärtige Status quo des Seniorentheaterss wieder: fröhliche Vielfalt.

Innerhalb dieser Palette fühlt sich Artemis Generationentheater vor allem drei Begriffen verbunden: Zum einen dem Seniorentheaters [ 1 ], das heißt dem Theaterspiel von und mit älteren Menschen. Zum anderen dem Generationentheater, denn Artemis Generationentheater versucht mit ihrer Theaterarbeit sowohl den Dialog innerhalb der älteren Generation als auch zwischen unterschiedlichen Generationen zu fördern. Schließlich ist es uns qualifiziertes Laientheater [ 2 ] ein Anliegen. Während jedoch viele Amateurtheatergruppen nach Stückvorlagen spielen, entwickelt und schreibt Artemis Generationentheater seine Theatertexte selbst.

Artemis, Göttin der Antike

Artemis, griechische Göttin der Jagd, des Bogenschießens, zugleich auch Beschützerin der wilden Tiere, der Kinder und alles Schwachen [ 3 ] soll die sinnliche Komponente unserer Arbeit unterstreichen. Der Begriff Arte, welcher im Namen Artemis enthalten ist, spiegelt den schöpferischen Anspruch unserer Kulturinitiative wieder. Den Namen einer weiblichen Gottheit wählten wir, weil wir schwerpuäßig mit älteren Frauen (zusammen)arbeiten. Nicht nur, daß dieser Altersgruppe mehr Frauen als Männer angehören, so interessieren sich auch mehr Frauen als Männer für das Schauspiel. Darüber hinaus haben theaterspielende, ältere Frauen ohnehin wenig Möglichkeiten außerhalb der Familie in Ruhe ihre künstlerische Identität zu entfalten, ehe sie sich der Öffentlichkeit stellen [ 4 ]. Der Wunsch nach Rückzug während der Probenarbeiten ist nicht mit der Errichtung eines Ghettos zu verwechseln. Vielmehr bietet die Frauentheatergruppe einen intimen Rahmen unter Gleichen, um sich an Neues, wie etwa heikle Themenstellungen oder ungewohnte Aufführungsorte, zu wagen. Mit der Kraft der Gruppe als Rückendeckung gehen die Frauen dann in Kontakt bzw. in Auseinandersetzungen zu anderen Menschen beiderlei Geschlechts [ 5 ].

Emanzipatorisch, was bedeutet das?

Emancipare bedeutete im römischen Patriarchat einen erwachsenen Sohn bzw. einen Sklaven aus der väterlichen Gewalt in die Seändigkeit zu entlassen. Das dazugehörige Substantiv Emanzipation bezeichnete ab dem 19. Jahrhundert die Bestrebungen der Frauen, aus der traditionellen Rolle des ›Nur-Frau-Seins‹ auszubrechen, sich zu befreien und volle Gleichberechtigung neben dem Mann zu erlangen [ 6 ].

In welchem Maße Frauen unter der männlichen Gewalt eingeänkt waren, wurde mir letzte Woche wieder einmal anläßlich eines Vortrages von Frau Johanna Dohnal [ 7 ] bewußt. So hatte bis zum Jahr 1978 eine verheiratete Frau nicht das Recht, die eheliche Wohnung ihres gewalttätigen Mannes zu verlassen, da der Auszug aus dem gemeinsamen Haushalt als Scheidungsgrund galt und ihr der Verlustiggang der Unterhaltsansprüche drohte. Ebenso konnte bis vor 21 Jahren jeder Mann seiner Ehefrau die Berufstätigkeit verbieten.

Nach zwei Frauenbewegungen haben sich die Geschlechterspannungen über weite Strecken deutlich vermindert, teilweise sind sie freilich nur subtiler geworden. Tatsache bleibt, daß es auch 1999 für ältere, gebundene Frauen keine Selbstverständlichkeit ist, vom Partner unterstützt zu werden, wenn es darum geht, in einer Seniorinnentheatergruppe mitzuwirken.

Der Ansatz von Artemis Generationentheater ist deshalb ein emanzipatorischer, weil er über die Forderungen der Frauenbewegung hinausgehend grundsätzlich für selbstbestimmtes Handeln, Aufbruch und Weiterentwicklung sowie Gleichberechtigung zwischen Jung und Alt eintritt.

Die Methode

Der erste Aspekt unseres Ansatzes betrifft die Methodik des künstlerischen Schaffensprozesses. Als Basis der künstlerischen Tätigkeit dient den Schauspielerinnen von Artemis Generationentheater die höchstpersönliche Lebenserfahrung. Schließlich ist nur das Alter jene Lebensphase im biographischen Bogen, in der sich »alle Erfahrungen des eigenem, vergangenem Leben bündeln« [ 8 ]. Wir fassen dieses große Plus des Alters beim Schopf und benützten bei beiden bisherigen Produktionen von Artemis Generationentheater den reichen Fundus an Gelebtem, um Neues zu schaffen.

Unsere erste Produktion war Die Talisfrau‹. Nach einem Schnupperwochenende hatten sich fünf ältere Frauen gefunden, die gemeinsam mit meiner Unterstützung ein Stück entwickeln wollten. Bis auf eine Dame waren alle Frauen Laien, die meisten vorher noch nie auf der Bühne gestanden. Es handelte sich also um ein Experiment, welches viel Mut von Seiten der Akteurinnen bedurfte. Alle waren bereit, sich Neuem zu öffnen. Meine einzige Vorgabe bzgl. des Handlungsfaden lautete: Fünf Frauen kommen zu einem Casting und wollen für die Rolle der Salome Pockerl vorsprechen.

Über sogenannte Stimulantia [ 9 ] setzten wir den Kreativierungsprozeß in Gang. In der Probenarbeit zu ›Die Talisfrau‹ waren es beispielsweise die Kostüme. Eine zentrale Aufgabenstellung lautete: Bringe ein Kostüm, das dir entspricht, das deine Persönlichkeit unterstreicht und du gerne tragen möchtest. Bringe ein zweites Kostüm, das komplett konträr zu deiner Persönlichkeit ist, bei dem es dir die Haare aufstellt, wenn du nur daran denkst, es zu tragen. Jede Frau stellte zwei unterschiedliche Kostüme aus ihrem privaten Kleiderfundus zusammen. Aus diesen Kostümen entstanden die fünf tragenden Figuren der ›Talisfrau‹, um welche wir in weiterer Folge die Geschichte spannt.

Für unsere zweite Produktion, die Straßentheateraktion artemis altert anstandslos‹, welche wir u. a. in der Welser Fußgängerzone anläßlich der 1. Österreichischen Seniorentheater-Enquete aufführen werden, diente die Musik als Stimulantia. Zu einigen Takten ausgewählter Musikstücke hatte jede Frau eigenständig Bewegungssequenzen kreiert. Die Schauspielerinnen prägten sich Musik und Bewegungssequenzen ein. Auf der Straße findet die Musik nur mehr in ihren Köpfen statt, die Frauen agieren ohne Einspielungen: auf diese Weise ist ein choreographischer Spaziergang entstanden.

Meine Aufgabe als Spielleiterin sehe ich darin, mir den Probenaufbau, also die darstellenden Übungen bzw. Improvisationsvorgaben genau zu überlegen. Besonders der Improvisation wird im Entstehungsprozeß viel Raum gewährt. Als die Fähigkeit, »frei, d. h. ohne erschöpfende Vorbereitung zu agieren« [ 10 ], ist die Improvisation ein vitales Element der Stückentwicklung. Ich setze den Rahmen weit, so daß innerhalb dieses Rahmens viel Freiraum für die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der einzelnen Darstellerinnen bleibt. Wir nützen hierbei auch gerne den Vorteil des Laientheaters gegenüber dem Berufstheater, indem wir Spielfreude und Leichtigkeit der Perfektion und dem Drill vorziehen. Das Klima der Proben ist einfühlend und unterstützend und steht unter dem Motto achtsame Begegnungen [ 11 ]. Obwohl wir die Katharsis psychotherapeutischer Settings nicht suchen, löste die Umsetzung von Improvistionsvorgaben in manchen Fällen starke Gefühle, beispielsweise Tränen, aus. Weder ängstigen wir uns vor tiefen Empfindungen noch bekämpfen wir sie, vielmehr erhalten sie ihren angemessenen Raum.

Seit den letzten Jahren – vor allem vom reminiscence center in London propagiert [ 12 ] – setzt sich die Form des Erinnerungstheaters immer stärker durch. Bei dieser Gattung spielen die SchauspielerInnen ihre eigenen Biographien. Auch Artemis Generationentheater dient – wie ich bereits erwähnte – der Schatz an Lebenserfahrungen als Basis zur Stückentwicklung. Auch unsere Probenarbeit ist biographisch orientiert. Um genügend Distanz zu sich selbst, zur Rolle und zum Publikum zu bewahren, spielt jedoch keine Frau Situationen aus ihrem eigenen Leben. Unsere Darstellungen sind zwar authentisch im Sinne von lebensnah, aber nicht im Sinne von autobiographisch [ 13 ]. Bis dato bestätigen mir die Darstellerinnen unseren Arbeitsstil mit wachsender Gesundheit und Lebensfreude sowie eine Zunahme an Selbstbewußtsein, Selbstvertrauen und geistiger Regheit. Sie hätten ihre Kreativität (besser) kennen und schätzen gelernt und viel Freude an der schöpferischen Kraft gefunden. Die künstlerische Tätigkeit fördere ihre innere Beweglichkeit sowie die Herausbildung einer versöhnlichen Lebensbilanz [ 14 ]. Darüber hinaus hätten sie sich durch die Themenwahl der Produktionen verstärkt mit ihrer Situation als ältere Frauen in der Gesellschaft auseinandergesetzt. Simone de Beauvoir beschreibt dieses Phänomen treffend, wenn sie meint: »Geistig arbeitende Menschen werden weniger als alle anderen durch physiologischen Abbau in ihrer Tätigkeit behindert. Manche von ihnen genießen in ihrem Verhältnis zur Gesellschaft eine einzigartige Unabhängigkeit: es sind die schöpferisch Tätigen.« [ 15 ]

Die Themen

Nicht Shakespeare oder Grillparzer stehen auf unseren Programmzetteln. Artemis Generationentheater setzt sich statt dessen bewußt mit Inhalten des Alters und des Frau-Seins auseinander. Bis dato waren es Themenstellungen, die üblicherweise in unserer Gesellschaft an den Rand gedrängt oder ausgeklammert werden. In ›Die Talisfrau‹ gestehen sich fünf ältere Frauen zu, ihre Träume ohne (männlichen) Begleitschutz in die Realität umzusetzen. Die Straßentheateraktion ›artemis altert anstandslos‹ nimmt das ›Jahr des älteren Menschen‹ (UNO 1999) zum Anlaß, sichtbar, lustvoll und ungeniert öffentlich zu altern. Inhalte und Themenstellungen, zu denen die Darstellerinnen einen persönlichen Bezug haben und die sie in ihrer Lebensgestaltung betreffen, machen einen wichtigen Aspekt unseres emanzipatorischen Ansatzes aus. »Wer nichts zu sagen hat, ist auch nicht glaubwürdig. Geliehenes Leben hat kein Feuer.« [ 16  ]

Der Körper

Körperliche Unvollkommenheiten, Runzeln, schlaffe Haut und Krampfadern gelten immer noch als Makel des Alters, über die man nicht spricht, die man dezent verhüllt oder zu übermalen versucht. Artemis Generationentheater setzt sich konsequent über die Körperlichkeit ihrer älteren Darstellerinnen mit diesem Tabu auseinander. In ›Die Talisfrau‹ kleideten sich alle Mitwirkenden auf offener Bühne um; in ›artemis altert anstandslos‹ behalten die Darstellerinnen zwar ihre Kleider am Leib, dafür zeigen sie ihre Leiber dezidiert im öffentlichen Raum. Die Frauen spazieren durch die Innenstadt und nehmen dabei immer wieder Platz – sie schauen, beobachten, agieren, lassen sich betrachten, tanzen und genießen [ 17 ]. Im bewußte Wahrnehmen und Erkennen der Schönheit des alternden Körper fernab von Ekel und Scham sowie exhibitionistischer Schaustellung liegt ein weiterer emanzipatorischer Aspekt im SeniorInnentheater.

Das Publikum

Unserer Kulturinitiative ist es ein zentrales Anliegen über die Inhalte ihrer Produktionen mit dem Publikum in Dialog zu treten. Wir streben dabei eine wechselseitige Beziehung der Kommunikation und des Austausches an.

›Die Talisfrau‹ spielten wir wiederholt vor Schulklassen, wobei jede Vorstellung eine anschließende Diskussion mit dem jugendlichen Publikum beinhaltete. Während der circa einstündigen Gespräche beantworteten wir Fragen zu Inhalt, Schauspiel, Regie, Dramaturgie, Sinn und Zweck von Artemis Generationentheater sowie zu unseren Privatpersonen, ernteten Kritik wie Lob und konnten unsererseits Stellung beziehen und Anregungen geben. Das Zusammensein nach dem Applaus war mindestens so spannend wie die Aufführungen selbst.

Wir denken, daß wir hauptsächlich im Austausch zwischen den Generationen wechselseitig den situativen und persönlichen Kontext, in dem unsere Entscheidungen, Handlungen und Einstellungen stehen, respektvoll begreifen. »Die Begegnung zwischen Alt und Jung erweitern insgesamt das Netz sozialer Beziehungen, lehren uns einander achten, auch das, was uns am anderen fremd erscheint, und lassen uns das Leben als Kontinuum betrachten. Die Jungen erfahren – belastend und befreiend – in welcher Tradition sie stehen. Die Alten nehmen die Menschen in den Blick, die ihre Werke, Hoffnungen und Wünsche weiterführen.« [ 18 ]

Die Straßentheateraktion ›artemis altert anstandslos‹ ist ähnlich und doch anders konzipiert als ›Die Talisfrau‹. Wieder suchen wir den direkten Draht zum Publikum, ohne jedoch dabei den Kontakt zu jugendlichen ZuschauerInnen zu forcieren. Diesmal wollen wir alle Altersschichten gleichermaßen erreichen. Während die Darstellerinnen ihr Programm (fast) kommentarlos spielen, verteilen zwei bis drei MitarbeiterInnen von Artemis Generationentheater Kärtchen über den Sinn und Zweck der Aktion und stehen für zusätzliche Fragen zur Verfügung. Wir treten unserem Publikum nicht mit erhobenen Zeigefinger entgegen. Wir zeigen unsere Sichtweise vom Leben und hoffen auf eine Reaktion seitens der Öffentlichkeit. Unabhängig davon, ob unsere Arbeiten sehr positiv oder weniger positiv aufgenommen werden, freuen uns, wenn unsere künstlerische Tätigkeit Anstoß zum Nachdenken gibt, Stereotypen aufbricht und Vorurteile abbaut. Sowohl der Lernprozeß unter den Mitgliedern von Artemis Generationentheater als auch der Lernprozeß zwischen Schauspielerinnen und Publikum bleibt wechselseitig. Der offensive Kontakt mit den ZuschauerInnen beinhaltet einen weiteren, zentralen Aspekt unseres emanzipatorischen Ansatzes.

Was nun?

Das Jahr 2000 widmet Artemis Generationentheater dem Thema Falten. Geplant ist dazu eine Photoausstellung zweier Künstlerinnen, die unterschiedlichsten Generationen angehören. Artemis Generationentheater entwickelt parallel dazu eine Performance, welche in den Räumlichkeiten der Ausstellung aufgeführt werden wird. Künstlerisch wollen wir auf diese Weise den eingeschlagen Weg des experimentellen, körperorientierten und spartenübergreifenden SeniorInnentheaters weitergehen.

Ab 2000 erweitern sich auch unsere Vereinsagenden in Richtung Forschungs- und Dokumentationszentrum, da derzeit in Österreich eine Stelle, wo wissenschaftlich zum Thema SeniorInnentheater gearbeitet und archiviert wird, fehlt. Der Schwerpunkt unserer Kulturinitiative bleibt jedoch weiterhin auf unserer praktischen Theaterarbeit. Die Finanzierung unseres Projektes gestaltet sich seit Anbeginn problematisch. Wir hoffen, daß Veranstaltungen dieser Art dazu beitragen, den Wert von Seniorentheater und Seniorinnentheater bzw. Alterskultur auch im Bewußtsein politischer Entscheidungsträger dahingehend zu verankern, daß (endlich) mehr öffentliche Mitteln fließen.

Leidenschaft

Ich werde immer wieder gefragt, warum ich mich als eine Frau mittleren Alters seit vielen Jahren für das SeniorInnentheater engagiere. An meiner Stelle lasse ich Simone de Beauvoir sprechen, die in ihrem Standardwerk ›Das Alter‹ bereits in den 70er Jahren aktueller denn je war: »Wollen wir vermeiden, daß das Alter zu einer spöttischen Parodie unserer früheren Existenz wird, so gibt es nur eine einzige Lösung, nämlich weiterhin Ziele zu verfolgen, die unserem Leben Sinn verleihen: das hingebungsvolle Tätigsein für einzelne, für Gruppen oder für eine Sache, Sozialarbeit, politische, geistige oder schöpferische Arbeit. Im Gegensatz zu den Empfehlungen der Moralisten muß man sich wünschen, auch im hohen Alter noch starke Leidenschaften zu haben, die es uns ersparen, daß wir uns nur mit uns selbst beschäftigen. Das Leben behält einen Wert, solange man durch Liebe, Freundschaft, Empörung oder Mitgefühl am Leben der anderen teilnimmt. Es wird den Menschen oft geraten, sich auf ihr Alter ›vorzubereiten‹. Wenn es sich aber nur darum handelt, Geld auf die Seite zu legen, einen Alterssitz zu wählen oder Hobbys anzufangen, dann wird einem, wenn es soweit ist, wenig geholfen sein. Besser ist es, nicht zuviel ans Alter zu denken, sondern ein möglichst engagiertes und möglichst gerechtfertigtes Menschenleben zu leben, an dem man auch dann noch hängt, wenn jede Illusion verloren und die Lebenskraft geschwächt ist.« [  19 ]

In diesem Sinne sei eine Lanze für ein leidenschaftliches, engagiertes und emanzipatorisches SeniorInnentheater gebrochen.

REFERIERT im September 1999 in Wels anläßlich der 1. Österreichischen Seniorentheater-Enquete. PUBLIZIERT in: Pro Senectute. Für das Alter in Österreich. Fachzeitschrift für Gerontologie und Altenpflege. Nr. 4, 1999; Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis. Bd. 55 (Kreativ / dekorativ. Reflexionen über Kunst und Ästhetik), 2000; Maske und Kothurn. Internationale Beiträge zur Theaterwissenschaft. Wien, Köln, Weimar, 44. Jg., Heft 1-2, 2000.

1 ] Silvia Marz-Wagner: Altentheater. Formen theatralischen Spiels mit älteren und alten Menschen, Dipl.-Arb. Wien 1999, S. 9.

2 ] Eva Bittner, Johanna Kaiser: 15 Jahre Theater der Erfahrungen. Freiburg 1996, S. 13.

3 ] Michael Grant, John Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten. München 1994, S. 72.

4 ] Xenia Busam: Formen der Theaterarbeit unter gerontologischem Aspekt. Dipl.-Arb. Schwäbisch Gmünd 1996, S. 139 (Busam spricht in diesem Zusammenhang von der Feminisierung des SeniorInnentheaters).

5 ] Eva Blimlinger, Angelika Ertl, Ursula Koch-Straube, Elisabeth Wappelshammer: Lebensgeschichten. Biographiearbeit mit alten Menschen. Hannover 1996, S. 98.

6 ] Duden: Etymologie - Handwörterbuch der dt. Sprache, Bd. 7, Mannheim 1989, S. 153.

7 ] Festansprache von Fr. Johanna Dohnal anläßlich des 15jährigen Jubiläums des Klagenfurter Frauenhauses am 26. August 1999 im Napoleonstadl.

8 ] Blimlinger et al.: a. a. O., S. 34.

9 ] Ilse Hanl: Animazione. Texte zur Theaterarbeit. Dramatisches Zentrum Wien. Nr. 1, 1975, S. 12 21.

10 ] Michael Batz, Horst Schroth: Theater zwischen Tür und Angel. Handbuch für ein Freies Theater. Hamburg 1983, S. 115.

11 ] Blimlinger, Ertl et al.: a. a. O., S. 79f.

12 ] Caroline Osborn, Pam Schweitzer, Angelika Trilling: Erinnern. Eine Anleitung zur Biographiearbeit mit alten Menschen. Freiburg 1997, S. 10.

13 ] Bittner, Kaiser: a. a. O., S. 96.

14 ] Osborne, Schweitzer, Trilling: a. a. O., S. 10.

15 ] Simone de Beauvoir: Das Alter. Hamburg 1991. S. 331.

16 ] Bath, Schroth: a. a. O., S. 27.

17 ] artemis fühlt sich dabei den Butho-TänzerInnen verbunden, deren Körper erst dann als interessant oder faszinierend gelten, wenn sie mit 60 Jahren das Alter der Weisheit erreicht haben und genügend Geschichte in sich vereinen, um eine Aufführung zu bestreiten. Vgl. Josephine Leask: Die Masken des Alterns. In: Ballett international - Tanz aktuell. 1 / 97. S 53.

18 ] Blimlinger et al.: a. a. O., S. 52.

19 ] Simone de Beauvoir: a. a. O., S. 464.